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Ressourcen an Gold und Silber – so lange reichen sie noch

Gold und Silber Ressourcen

Edelmetallressourcen werden in identifizierte (Identified) und unentdeckte Ressourcen (Undiscovered Resources) unterschieden. Die identifizierten Ressourcen setzen sich zusammen aus gemessenen, eindeutig nachgewiesenen Measured Resources, durch Probebohrungen angedeuteten Indicated Resources sowie hieraus abgeleiteten Inferred Resources, die ferner in wirtschaftlich abbaubare Reserven (Economic Reserves), wirtschaftlich noch nicht abbaubare Ressourcen (Marginally Economic Reserves) sowie wirtschaftlich nicht abbaubare Ressourcen (Subeconomic Resources) unterteilt werden. Hierauf wie auch auf andere Vorkommen (Other Occurences) wird im Exkurs am Ende dieses Kapitels noch näher eingegangen. Die letztendlich entscheidende Größe zur Messung der unterirdischen Edelmetallressourcenbasis ist aber die Reserve Base aus gemessenen und angedeuteten der ökonomisch und marginal sowie einem Teil der subökonomisch abbaubaren Ressourcen (in Tabelle 3.1 dunkelgrau markiert).

Tabelle: Ressourcen-Klassifikation

Edelmetallressourcen

Identifizierbare Ressourcen

Unentdeckte
Ressourcen

Gemessen

Angedeutet

Abgeleitet

Hypothetisch

Spekulativ

Ökonomisch

Reserven

 

 

 

Marginal ökonomisch

Marginale Reserven

 

 

 

Subökonomisch

 

 

 

 

 

 

 

 

Andere Vorkommen

Unkonventionelle und niedriggradige Vorkommen

Die Reserve Base lag 2009 laut U.S. Geological Survey bei 0,1 Mill. Tonnen Silber entsprechen somit einer Relation von knapp 1 zu 6.

Ressourcenreichweite von Gold und SIlber

Von den unterirdischen Ressourcen waren 2009 nur knapp die Hälfte auf Basis des derzeitigen Stands der Fördertechnologien, der erwarteten Edelmetallpreise, der vorliegenden behördlichen Genehmigungen und der Finanzierung geplanter Bergbauprojekte auf Basis von Machbarkeitsstudien als wirtschaftlich rentabel abbaubare Reserven einzustufen (bei Gold 47 und bei Silber 270 Tsd. Tonnen), die durch Neufunde erweitert und durch die Minenförderung reduziert werden.

Da seit 2010 vom dafür zuständigen U.S. Geological Survey mit Verweis auf methodische Schwierigkeiten bei der Erfassung keine Schätzwerte zur Reserve Base mehr veröffentlicht werden, sondern nur noch solche zu den Reserven, werden für die weiteren Darlegungen und Analysen die letztmals 2009 ausgewiesenen Zahlen zur Ressourcenbasis verwendet. 2010 wurden – nach einer bemerkenswerten Revision der Zahlen von 2009 – für Gold die Reserven wie 2009 mit 47 und 2012 mit 51 Tsd. Tonnen beziffert, für Silber 2010 mit 400, 2009 waren es noch 270 und 2012 mit 530 Tsd. Tonnen.[2] Die Reserven hätten sich demnach in drei Jahren bei Gold um knapp 10 % erhöht, bei Silber um über 90 %. Offenbar wird bei Silber der Teil der Ressourcen, der zuvor noch nicht als Reserven eingestuft worden war, diesen nunmehr größtenteils zugerechnet.

Die fragwürdig anmutenden Zahlenkapriolen lassen keinerlei Rückschlüsse auf die Veränderung der Ressourcenbasis zu, weshalb ihnen keine größere Beachtung geschenkt werden sollte. Entscheidend ist die Höhe der Ressourcen, die von der Reserve Base widergespiegelt wird, nicht die der Reserven. Hinsichtlich der weiteren Entwicklung der Ressourcenbasis gibt es einen bedeutenden Unterschied zwischen Gold und Silber:[3] Während angereicherte Goldvorkommen mit der Tiefe zunehmen, sind Silbervorkommen vorwiegend in oberen Schichten der Erdkruste anzutreffen. Aufgrund der größeren Oberflächennähe der Silbervorkommen sind diese leichter aufzufinden als die oberflächenferneren Goldvorkommen. Angereicherte Silbervorkommen dürften daher schon weitgehend bekannt sein, während das für entsprechende Goldvorkommen, die vergleichsweise in tieferen Bodenschichten anzutreffen sind, nicht im gleichen Maße der Fall ist.

Neben den Ressourcen hat auch die Höhe der überirdischen Bestände für die Edelmetallpreisentwicklung erhebliche Bedeutung. Aufgrund der hohen industriellen Nachfrage geht im Vergleich zu Gold ein weitaus höherer Anteil der Silberförderung unwiederbringlich verloren, sodass die überirdischen Bestände als potenzielle Quelle zur Bedienung der künftigen Nachfrage bei Gold stärker steigen als bei Silber. (Vergleiche Edelmetallbedarf der Industrie und Angebot und Nachfrage) 

Begrenzte Reichweite der endlichen Reserven

Als ein Maß dafür, wie viele Jahre die verbliebenen unterirdischen Reserven noch ausreichen werden, um die heutige Minenförderung der Edelmetalle in unveränderter Höhe zu gewährleisten, wird üblicherweise die statistische Reichweite verwendet. Da diese einfach zu berechnende Kenngröße mitunter recht unreflektiert verwendet wird, werden wir uns damit kritisch auseinandersetzen.

Hier zunächst die Formel zur Bestimmung der Reichweite:

 

Reserven zum Zeitpunkt t

Reichweite der Reserven in Jahren =

 ---------------------------------------------

 

Förderung zum Zeitpunkt t

Die so berechnete Reichweite offenbart, wie sich die Knappheit der Edelmetalle in Bezug auf die Reserven darstellt. Sie ist allerdings bestenfalls als eine grobe Orientierungsgröße anzusehen, denn es handelt sich hierbei um eine sehr statische Betrachtung, die die unrealistische Annahme impliziert, dass es weder einen technischen Fortschritt noch eine Veränderung der ökonomischen und rechtlichen Rahmenbedingungen geben wird. Tatsächlich enthält aber sowohl der Zähler als auch der Nenner der Formel für die statistische Reichweite dynamische Größen, die im Zeitablauf Veränderungen unterliegen.[4]

Die Reichweite der Reserve Base, also der zurzeit bereits bekannten Ressourcenbasis, die einen technischen Fortschritt und veränderte ökonomische Voraussetzungen bereits impliziert, erhält man durch die Division der 2009 vom U.S. Geological Survey letztmalig ausgewiesenen Ressourcen durch die weltweite Minenförderung im Jahr 2011. Für Gold ergibt sich eine Ressourcenreichweite von knapp 36 und für Silber eine von 24 Jahren.

Stark veränderte technologische und ökonomische Voraussetzungen können aber auch die Höhe der Reserve Base wie auch die Angebots- und Nachfragebedingungen auf den Edelmetallmärkten erheblich beeinflussen. So werden bei steigenden Edelmetallpreisen einerseits Minen rentabel, die zuvor aufgrund zu hoher Erschließungs- und Förderkosten einen wirtschaftlich vertretbaren Abbau von Edelmetallen nicht zuließen. Weiterhin könnten Methoden zur Rückgewinnung industriell verbrauchter Edelmetalle (Recycling) an Wirtschaftlichkeit gewinnen. Zudem kann es zu Substitutionseffekten kommen, aufgrund derer die im Preis gestiegenen Edelmetalle durch andere Rohstoffe ersetzt werden. Schließlich kämen infolge der gestiegenen Preise vermutlich Altgold- und Altsilberbestände verstärkt auf den Markt. Darüber hinaus könnten Neufunde von Edelmetallen und verschiedene zusätzliche potenzielle Ressourcenbereiche die künftige Reserve Base verändern.

Exkurs: Zusätzliche Ressourcenbereiche

(1) Durch technischen Fortschritt und sich dadurch ändernde Fördertechnologien, nachhaltig steigende oder fallende Edelmetallpreise, Energiepreise, Zinsen und Lohnkosten, Änderungen der gesetzlichen Rahmenbedingungen und der Finanzierungsbedingungen geplanter Bergbauprojekte können sich im Rahmen der Measured und Indicated Resources Verschiebungen zwischen den Kategorien Economic Reserves, Marginally Economic Reserves und Subeconomic Resources ergeben. Der technische Fortschritt wirkt dabei in der Regel darauf hin, dass die zuvor nicht rentabel zu fördernden Ressourcen zu wirtschaftlich abbaubaren Reserven werden. Steigende Edelmetallpreise, sinkende Förderkosten, Zinsen und Lohnkosten sowie verbesserte Finanzierungsbedingungen wirken in die gleiche Richtung et vice versa. Häufig tritt die Situation ein, dass einige Faktoren die Ausweitung der Reserven begünstigen, während andere dem entgegenwirken (z.B. gleichzeitig steigende Edelmetallpreise und Energiekosten). Dies müssen Minenbetreiber und Investoren gegeneinander abwägen und auf ihre Nachhaltigkeit hin prüfen.

(2) Weitere Bohrungen oder – sofern sich Minen bereits in der Produktionsphase befinden – die tatsächliche Förderung können zu einer Revision der gemessenen und angedeuteten Ressourcen führen. Unter den bereits identifizierten Vorkommen gibt es aber auch noch eine dritte Kategorie, die sog. Inferred Resources. Dabei handelt es sich um vermutete bzw. abgeleitete Ressourcen, die auf relativ groben Schätzungen basieren, beruhend auf vereinzelten Bohrergebnissen oder geologischen Erfahrungswerten. Die entsprechenden Schätzungen sind demnach vergleichsweise unsicher. Weitere Bohrungen können beispielsweise ergeben, dass die Vorkommen ergiebiger oder weniger ergiebig ausfallen, als zunächst vermutet wurde, sodass die Ressourcenschätzung korrigiert werden muss. Inwieweit dies später zu einer Erhöhung der Reserven führen kann, hängt davon ab, inwieweit sich diese Vorkommen als wirtschaftlich rentabel abbaubar erweisen.

(3) Trotz verbesserter Technologien zum Aufspüren von Edelmetallvorkommen (einschließlich der Verwendung der Satellitentechnik) dürften auch weiterhin neue, bislang noch unbekannte Vorkommen gefunden werden. Insofern ist wohl davon auszugehen, dass es noch Undiscovered Resources – unentdeckte Ressourcen – gibt. Welches Ausmaß diese haben, ist allerdings schwer zu schätzen. Durch neue Funde werden die Identified Resources erhöht, sofern nicht durch eine zu geringe Konzentration bzw. aus geologischen oder sonstigen Gründen ein möglicher Abbau von vorneherein ausgeschlossen ist. In Bezug auf neue Edelmetallfunde ist dabei auf die bereits erwähnte größere Oberflächennähe der Silbervorkommen hinzuweisen. Das Auffinden von Undiscovered Resources dürfte bei Silber somit weniger wahrscheinlich sein als bei Gold, da der Großteil der Silbervorkommen bereits entdeckt worden sein dürfte.

(4) Schließlich gibt es noch sog. Other Occurrences (andere Vorkommen). Darunter ist eine Edelmetallgewinnung zu verstehen, die erst unter massiv veränderten ökonomischen und technologischen Rahmenbedingungen rentabel würde. Dies betrifft z.B. die Gewinnung von sog. Low-Grade Materials, also Edelmetallvorkommen, die in der Erdkruste in so geringen Konzentrationen vorkommen, dass an deren Abbau unter heutigen Bedingungen nicht zu denken wäre. Infrage kämen auch eine Gewinnung von Edelmetallen aus hydrothermalen Quellen vom Grund des Meeres sowie eine Förderung in mehreren tausend Metern unter dem ewigen Eis der Antarktis bzw. Grönlands, was jeweils außerordentlich kostenaufwändig wäre. Eine Filtrierung aus Meerwasser dürfte angesichts der extrem geringen Konzentrationen dagegen aus wirtschaftlichen Gründen nicht in Betracht kommen, ebenso wenig wie eine künstliche Herstellung von Edelmetallen oder gar die Gewinnung auf benachbarten Planeten.

Dr. Jochen Dehio - Fachbuchautor


Dieser Beitrag stammt von Dr. Jochen Dehio - Fachbuchautor des Buches "Gold oder Silber - wem gehört die Zukunft?". 

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Zusammenfassung

Fazit: Kapitalanlage in Gold und Silber

Fußnoten

[1] Vgl. U.S. Geological Survey (2009), Mineral Commodity Summary. Washington (Internet-Abruf vom 01.10.2012): S. 69 und 149. 

[2] Vgl. U.S. Geological Survey (2010), Mineral Commodity Summary. Washington (Internet: minerals.usgs.gov/minerals/pubs/mcs/2010/mcs2010.pdf, Abruf vom 01.10.2012): S. 67 und 147; U.S. Geological Survey (2012), Mineral Commodity Summary. Washington (Internet: minerals.usgs.gov/minerals/pubs/mcs/2012/mcs2012.pdf, Abruf vom 01.10.2012): S. 67 und 147. 

[3] Vgl. Heil, U. (2008), Silber-Argumente. Kommentare zu G. Nadolny, 20 Gründe für ein Investment in Silber (Internet: hartgeld.com/filesadmin/pdf/TO2009/Heil-SilberArgumente. pdf, Abruf vom 01.10.2012). 

[4] Zur Kritik an der statistischen Reichweite von Rohstoffen vgl. Frondel, M. und C.M. Schmidt (2007), Von der baldigen Erschöpfung der Rohstoffe und anderen Märchen. RWI:Positionen 19 (Internet: www.rwi-essen.de/media/content/pages/publikationen/rwi-positionen/Pos_019_Rohstoffsicherheit.pdf, Abruf vom 01.10.2012).