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Starke Investmentnachfrage in ETF-Produkte im Januar
Die neuerliche Stärke von Gold im Januar war einer verstärkten Investmentnachfrage, sowie starken Abflüssen in die USA zu verdanken. Es gab einen Nettozufluss von 3 Milliarden US-Dollar in weltweite ETF-Produkte, wobei besonders Europa eine führende Rolle spielte, während Nordamerika weiterhin Netto-Verkäufer blieb. Europäische Fonds verbuchten mit 3,4 Milliarden US-Dollar den größten monatlichen Zufluss seit März 2022, angeführt von einer starken Nachfrage aus dem Vereinigten Königreich und Deutschland. Das verwaltete Vermögen erreichte dadurch einen Rekordwert von 294 Milliarden US-Dollar. Asiatische Fonds verzeichneten einen Zuwachs von 57 Millionen US-Dollar, vor allem getrieben durch indische Anleger, die inmitten globaler Unsicherheiten und schwacher Aktienmärkte verstärkt auf sichere Anlagen setzten, während China aufgrund starker BIP-Daten und Gewinnmitnahmen Abflüsse verzeichnete.
Starke Goldnachfrage aus den USA
Seit der Wahl von Donald Trump zum neuen US-Präsidenten hat die Nachfrage nach Gold in den USA stark zugenommen. Während im letzten Jahr viel Gold nach China floss, waren nach Angaben der Schweizer Zollbehörden die Gold-Exporte aus der Schweiz im Januar im Vergleich zum Vorjahr deutlich gestiegen. Die Lieferungen in die USA erreichten ihren höchsten Stand seit mindestens 13 Jahren. Den Daten zufolge kletterten die Schweizer Goldexporte in die USA auf 192,9 Tonnen, verglichen mit 64,2 Tonnen im Dezember. Damit wurde der höchste monatliche Exportwert seit Beginn der Zollaufzeichnungen im Jahr 2012 erreicht.
Auch die jüngsten starken Goldverschiebungen aus den Tresoren der LBMA nach New York zeigen, dass die Nachfrage sprunghaft zugenommen hat. Diese Nachfrage wurde unter anderem durch die drohenden US-Zölle entfacht, die Auswirkungen direkt auf die Kosten von Goldimporten haben könnten, sowie auf die Inflation, die Zinsen und das Wirtschaftswachstum. Gleichzeitig könnten Zölle Handelskonflikte zwischen den USA und anderen Ländern anheizen und einen Handelskrieg auslösen. Bislang wurden die Zölle auf Kanada und Mexiko auf den 4. März verschoben, doch drohen Gegenzölle, wenn diese in Kraft treten.
Aus Sicht der Österreichischen Schule der Nationalökonomie stören Zölle die natürliche Funktion des Marktes, indem sie Preissignale verzerren und die internationale Arbeitsteilung behindern. Dies senkt die Produktivität, erhöht die Preise und bremst das Wirtschaftswachstum aus. Besonders in einer angeschlagenen Wirtschaft können höhere Kosten für Unternehmen, geringere Margen und rückläufige Investitionen dazu führen, dass Arbeitsplätze verloren gehen und die Nachfrage weiter einbricht. Wenn dieser Prozess lange genug anhält, können Insolvenzen zunehmen, Verbraucher ihren Konsum noch stärker einschränken und Banken vorsichtiger bei der Kreditvergabe werden, was schließlich in einer Rezession enden würde.
Ausblick
Die politischen Unsicherheiten dürften weiterhin für eine starke Goldnachfrage sorgen, wobei es auch Entspannungen im mittleren Osten und in der Ukraine gibt. Ein ukrainischer Abgeordneter des Verteidigungsausschusses der Werchowna Rada erklärte gegenüber der Kyiv Post, dass die US-Waffenlieferungen an die Ukraine eingestellt wurden. Diese Nachricht, die Aussagen des US-Außenministers sowie die Gespräche zwischen Trump und Putin lassen darauf schließen, dass ein Waffenstillstand und Frieden in der Ukraine nahe sein könnten. Mit einem möglichen Frieden würde der Risikoappetit der Investoren vermutlich steigen, was die Nachfrage nach Gold als sicherem Hafen schwächen könnte.
Im vergangenen Jahr erlebten wir eine historische Rallye des Goldpreises, und eine Korrektur oder zumindest eine Konsolidierung dieses kräftigen Anstiegs scheint inzwischen überfällig. Eine mögliche Rezession bleibt ein Risikofaktor, der den Goldpreis vorübergehend unter Druck setzen könnte – insbesondere, da der Terminmarkt derzeit historisch stark überkauft ist. Positiv zu vermerken ist jedoch, dass die bisherige Rallye ohne größere Beteiligung westlicher Investoren stattfand, weshalb weitere potenzielle Käufer noch an der Seitenlinie stehen. Hinzu kommt die ungebrochen starke physische Nachfrage. Auch wenn es bisher keine Bestätigung für die Theorie gibt, dass Notenbanken hinter diesem Kaufinteresse stehen, bleibt es ein unterstützender Faktor. Beispielsweise hat die chinesische Notenbank im Januar lediglich einen Anstieg ihrer Goldreserven um 5 Tonnen vermeldet, was nicht die großen Mengen Gold, die von der Schweiz nach China geliefert wurden, widerspiegelt. Solange diese physische Nachfrage, egal aus welcher Quelle, weiterhin robust bleibt, hat der Goldpreis trotz seines hohen Niveaus grundsätzlich noch Raum nach oben. Sollten die Notenbanken auf eine Rezession mit dem neuerlichen Drucken von Geld aus dem Nichts reagieren, wäre ein Goldpreis von 4.000 US-Dollar je Feinunze dann schnell möglich.