Der Goldpreis
erlebte am Montag den stärksten Rückgang seit November 2020 um 3,4 % auf 2.616
US-Dollar, während der Silberpreis um 3,5 % auf 30,21 US-Dollar fiel. Dies war
sowohl der größte prozentuale als auch absolute Tagesverlust bei Gold seit über
zwei Jahren und unterbrach eine fünf Tage andauernde Rallye, die den Goldpreis
von 2.540 US-Dollar auf 2.720 US-Dollar gehievt hatte.
Die
Aussicht auf einen Waffenstillstand zwischen Israel und der Hisbollah im
Libanon senkte zum Wochenbeginn die Nachfrage nach Gold als sicherem Hafen. Das
israelische Sicherheitskabinett wird voraussichtlich am Dienstag über das
Abkommen abstimmen, welches die Entmilitarisierung der Grenzregion durch
libanesische Streitkräfte und internationale Überwachung vorsieht. Auch die
Ernennung von Scott Bessent als Finanzminister durch den designierten
Präsidenten Trump belastete die Märkte, da Bessent als stabilisierende Kraft
wahrgenommen wird, die protektionistische Maßnahmen wie Zölle möglicherweise
abmildern könnte. Gleichzeitig bleibt jedoch die Unsicherheit im Zusammenhang
mit dem Russland-Ukraine-Konflikt bestehen. Gespräche über eine mögliche
Eskalation durch die Stationierung westlicher Truppen in der Ukraine könnten
mittelfristig die Nachfrage nach dem sicheren Hafen Gold wieder stützen.
Die
aktuelle Korrektur am Goldmarkt hat jedoch vor allem technische Gründe. Nach
der starken Rallye des letzten Jahres auf 2.800 US-Dollar kam es zunächst zu
einem ersten Korrekturimpuls, der den Preis bis auf die Unterstützung bei 2.540
US-Dollar führte. Von dort aus startete eine Zwischenerholung bis 2.720 US-Dollar,
da die Stimmung der Spekulanten und Investoren ungebrochen euphorisch ist und
diese erste Korrektur zum Kauf nutzen, in der Hoffnung, die Rallye würde sich
danach ungebremst fortsetzen. Es ist typisch, dass nach einem so starken
Anstieg eine Korrektur in mehreren Impulswellen erfolgt, insbesondere da der
Terminmarkt weiterhin stark überkauft ist und so Raum für weitere Korrekturen
lässt.
Nach der
Zwischenerholung bis zum Widerstand bei 2.720 Dollar leitete die Ankündigung
von Friedensgesprächen zwischen Israel und der Hisbollah die nächste
Korrekturwelle ein. Nach dem starken Preisrückgang am Montag, bewegt sich der Goldpreis
aktuell wieder aufwärts, jedoch ist eine Fortsetzung der Korrekturbewegung bis
auf 2.530 Dollar durchaus möglich. Es könnte sein, dass das Hoch, das im
Oktober erreicht wurde, ein nachhaltiges Hoch für die kommenden Monate
darstellt.
Makroökonomische und geopolitische Einflüsse auf den Goldpreis
Der erstarkte US-Dollar und die weiterhin hohen Renditen von US-Staatsanleihen haben zuletzt zusätzlichen Druck auf die Edelmetallpreise ausgeübt. In den vergangenen zwei Monaten legte der Dollar eine beeindruckende Rallye hin und gewann gegenüber den anderen großen Fiat-Währungen bis zu 8 %. Im Gegensatz dazu erlitt der Euro einen markanten Rückgang und fiel von 1,12 US-Dollar auf fast 1,03 US-Dollar, weshalb der Goldpreis in Euro zuletzt ein neues Allzeithoch bei 2.607 Euro je Feinunze erreichen konnte.
Trotz dieser beeindruckenden Dollar-Rallye hält sich der Goldpreis erstaunlich stabil auf hohem Niveau. Es ist jedoch wahrscheinlich, dass sich die Rallye des US-Dollars nicht ungebremst fortsetzen wird. Eine Konsolidierung oder gar eine Korrektur scheinen nun möglich zu sein, was den Druck auf den Goldpreis zumindest vorübergehend mindern könnte.
Im kommenden Jahr erwarte ich hingegen eine Fortsetzung der Dollar-Rallye, wobei der USD-Index bis auf 114 Punkte ansteigen könnte. Für den Euro würde dies eine Abwertung unter die Paritätsgrenze auf 0,95 US-Dollar oder noch tiefer bedeuten. In einem solchen Szenario dürfte der Goldpreis in Euro an Stärke gewinnen, weshalb gerade Investoren im Euroraum die nächste Korrektur für neuerliche Goldkäufe nutzen sollten.
Silberbullen kämpfen um die Marke von 30 US-Dollar
Der Silberpreis zeigte sich in den letzten beiden Wochen deutlich weniger
dynamisch als der Goldpreis. Während der Goldpreis zunächst stark einbrach und
sich anschließend kräftig erholte, verharrte der Silberpreis in einer engen
Handelsspanne zwischen 30 US-Dollar und 31 US-Dollar. Diese seitwärts
gerichtete Bewegung könnte jedoch bald enden, da die Unterstützung bei 30 US-Dollar
nun gefährdet ist.
Sollte
der Goldpreis eine weitere Korrekturwelle starten, so dürfte auch der
Silberpreis unter die Unterstützung bei 30 US-Dollar fallen und sich die Korrektur
bis zu den nächsten Unterstützungen bei 28 US-Dollar oder sogar 26 US-Dollar
ausweiten. Sobald der Goldpreis seinen Aufwärtstrend mit Preisen unter 2.620
US-Dollar brechen sollte, werden die neuen Korrekturziele für den Silberpreis
sehr wahrscheinlich, da der Terminmarkt noch immer stark überkauft ist.